Mit Linientechnik wird der Bereich in einem Ortsnetz bezeichnet, welcher sich mit den Leitungswegen zum Teilnehmer beschäftigt.
Man unterscheidet zwischen oberirdischen und unterirdischen Linien. Oberirdische Linien sind Übertragungswege, welche mit Hilfe von Holzmasten hergestellt werden. Anfangs noch mit Freileitungen, wo Blankdraht aus Kupfer oder Eisen auf Isolatoren befestigt wurde. Heute nutzt man in diesem Bereich kunststoffisolierte Luftkabel. Als unterirdische Linien bezeichnet man Leitungswege, welche unter der Erde in Leerrohrsystemen oder direkt erdverlegt sind.
Ein Ortsnetz bildete die untere Netzebene des öffentlichen Fernsprechnetzes der Deutschen Bundespost. Ein Ortsnetz besteht aus:
- einer oder mehreren Ortsvermittlungsstellen (OVSt)
- den Vorfeldeinrichtungen (Gemeinschaftsumschalter, Wählsterneinrichtungen)
- den Leitungen zwischen diesen Einrichtungen
- den Teilnehmereinrichtungen
- den öffentlichen Sprechstellen (Telefonzellen)
Natürlich gab es auch Fernkabel, welche die Fernverbindungen auf nationaler Ebene zwischen den Fernvermittlungsstellen untereinander und zum Ortsnetz herstellten. Diese wollen wir jedoch hier außer Acht lassen, da wir dazu kaum Objekte in der Ausstellung haben.
Zu jeder OVSt eines Ortsnetzes gehört ein Anschlussbereich. Der Anschlussbereich ist der Versorgungsbereich einer Vermittlungsstelle. Früher erkannte man diesen Bereich daran, dass die Rufnummern hier mit der/den gleichen Ziffer/n begannnen. Im Ortsnetz befindet sich das Ortskabelnetz. Ortskabel unterteilen sich in Ortsanschlusskabel (OAsk) und Ortsverbindungskabel (Ovk). Ortsanschlusskabel werden weiter unterteilt in:
- Hauptkabel (Hk)
- Verzweigungskabel (Vzk)
- Querkabel (Qk)
Hauptkabel sind zwischen der Ortsvermittlungsstelle (OVSt) und den dazugehörigen Kabelverzweigern des Anschlussbereiches verlegt.
Verzweigungskabel sind die Leitungen, die direkt zum Endverzweiger (EVz) bzw. APL (Abschlusspunkt der Linie) des Teilnehmers führen.
Querkabel verbinden Kabelverzweiger des gleichen Anschlussbereiches untereinander.
Im sogenannten Nahbereich der Ortsvermittlungsstelle, im Umkreis von ca. 1 km, waren die Teilnehmer hauptkabelmäßig direkt an der dazugehörigen Vermittlungsstelle angeschlossen.
Die nebenstehende Übersichtszeichnung zeigt schematisch das Ortsanschlussnetz wie oben beschrieben.
Zur Beachtung! Die oben aufgeführte Beschreibung eines Ortsnetzes gilt heutzutage nicht mehr! Durch die Einführung vom DSL-Technik mit Übertagungsgeschwindigkeiten bis zu 100 GBit/s ist die dazugehörige Technik dezentralisiert worden. Der Hintergrund ist, die Anschlussleitungen aufgrund des Leitungswiderstandes zum Kunden zu verkürzen. Daher werden heutzutage Hauptkabel in der Regel nicht mehr benötigt.
Gab es mehrere Ortsvermittlungsstellen in einem Ortsnetz, wurden diese mit Hilfe von Ortsverbindungskabeln (Ovk) miteinander verbunden.
Die nachfolgende Abbildung zeigt die Elemente einer Ortsanschlusslinie:
- HVtL = Hauptverteiler Linientechnische Seite
- TrLe = Trennleiste
- AtOk = Aufteilungsortskabel
- AtM = Aufteilungsmuffe
- KAG = Kabelaufteilungsgestell
- KAR = Kabelaufteilungsraum
- OAsK = Ortsanschlusskabel
- OAsL = Ortsanschlussleitung
- LVz = Linienverzweiger
- KVz = Kabelverzweiger
- ÜPL = Übergabepunkt der Linie
- APL = Abschlusspunkt der Linie
In den nachfolgenden Seiten soll nun auf die einzelnen Elemente, mit Ausnahme des Linienverzweigers, eingegangen werden. Die Linienverzweiger sind ab ca. 1970 bei der Deutschen Bundespost aus dem Ortskabelnetz verschwunden. Der Linienverzweiger war eine Verzweigungseinrichtung für Hauptkabel.