Bei der Handvermittlung werden die gewünschten Gesprächsverbindungen manuell mittels Verbindungsschnüren hergestellt. Die Teilnehmersprechstellen sind an Vermittlungsschränken angeschlossen. Als Anrufzeichen, die den Verbindungswunsch eines Teilnehmers anzeigen, wurden Fallklappen, Springzeichen oder Glühlampen verwendet. Fallklappen wurden in der Regel im Ortsbatterie (OB) – Betrieb und Springzeichen bzw. Glühlampen im Zentralbatterie (ZB) – Betrieb eingesetzt.
OB-Betrieb bedeutet, dass zur Stromversorgung des Mikrofons im Fernsprechapparat eines Fernsprechteilnehmers vor Ort eine Batterie aufgestellt wurde, daher „Ortsbatterie“. Als Batterien wurden zu Anfang Nasselemente, später dann Trockenelemente eingesetzt. ZB-Betrieb bedeutet, dass die Teilnehmersprechstellen zentral von der Vermittlung aus mit Strom versorgt werden. Die Wartung und Pflege der Batterien bei den Fernsprechteilnehmern erwies sich als aufwendig. Aus diesem Grunde ging nach ab ca. 1904 zum ZB-Betrieb über. Die Telefone konnten bei dieser Betriebsart auch einfacher konstruiert werden. Übrigens: Der ZB-Betrieb ist heute noch die Grundlage der analogen Telefonie!
Auf dem nebenstehenden Bild ist ein Klappenschrank OB 99 Baujahr 1907 dargestellt. Dieser ist ein äußerst seltenes Objekt und stellt eine außerordentliche Bereicherung in unserer Ausstellung dar.
Der Klappenschrank hat eine Aufnahmekapaziät von 50 Telefonanschlüssen und war für den Einsatz auf dem Land gedacht, wo die Anschlussdichte um 1900 im Vergleich zu den Städten noch sehr gering war.
Eine Gesprächsverbindung ging so von statten:
Der rufende Teilnehmer nimmt den Hörer ab und dreht die Induktorkurbel seines Fernsprechapparates.
Dadurch wird der Klappenmagnet der Anrufklappe seines Anschlusses am Klappenschrank zum Ansprechen gebracht (siehe rechtes Bild), d.h diese fällt nach vorne und schaltet zur akustischen Signalisierung den Wecker oben auf dem Schrank ein. Das „Fräulein vom Amt“ erkennt nun den Verbindungswunsch, steckt den Abfragestöpsel eines Schnurpaares in die Klinke des rufenden Teilnehmers, stellt die Anrufklappe wieder auf und meldet sich mit „Hier Amt!“. Der Teilnehmer gibt nun die Rufnummer oder den Namen des gewünschten Teilnehmers auf. Nun steckt die Vermittlungskraft den Verbindungsstöpsel des Schnurpaares in die Klinke des gewünschten Teilnehmers und ruft diesen, bis dieser sicht meldet. Nach Gesprächsende betätigt der rufende Teilnehmer noch einmal die Induktorkurbel seines Fernsprechers. Dadurch fällt nochmals die Anrufklappe des Rufenden und signalisiert dem „Fräulein vom Amt“ das Ende des Gespräches. Diese zieht nun die Stöpsel wieder aus den Klinken heraus und bringt die Klappe zurück in die Ruhelage.
Das rechte Bild zeigt das Klinkenfeld für die 50 Teilnehmeranschlüsse mit gesteckten Stöpseln.